18.12.2025

Weihnachtsbrief 2025

Liebe Freund*innen der Musikschule Fürth, liebe Mitmenschen, liebes Christkind, 

„Leidenschaft, Hingabe, Menschlichkeit, Können“, mit diesen Tugenden kündigte Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung die inklusive Band Vollgas Connected an. „Best of Fürth“, so seine Idee, sollte den Teilnehmenden an der Veranstaltung für die ehrenamtlich Engagierten (24.11.25) in der Fürther Stadthalle geboten werden. Der Plan des Oberbürgermeisters ging auf: Standing Ovations – die ca. 1000 Ehrenamtlichen applaudierten begeistert, zeigten der Band Vollgas Respekt und bekräftigten so die Zuschreibungen von Dr. Jung.
Ja, die Musik der Ensembles und der Solist*innen der Musikschule beeindrucken durch ihre hohe Qualität. Auch 2025 wurden die Leistungen unserer Schüler*innen durch Beifall, Zuspruch, Einladungen auf Festivals aber auch durch verschiedene Auszeichnungen gewürdigt. So erhielt unser Fürther Inklusives Soundfestival #FIS für seine „herausragende inklusive Kulturarbeit“ den Nürnberger Popkulturpreis „Gunda“ 2025. Die Sambistas bekamen den Inklusionspreis 2025 der Fürther Lebenshilfe zugesprochen („das … Musikprojekt öffnet Herzen und schafft einen Raum, in dem jeder Mensch durch Musik Ausdruck findet“). Wir folgten der Einladung zum Trio Festival, einem inklusiven Kulturfestival im Dreiländereck (D, F, CH), traten in Linz beim Festival Sicht:wechsel auf, bei den Special Olympics in Erlangen oder fusionierten mit der Stadtkapelle Passau. Die Fürther Nachrichten würdigten die auf dem Jahreskonzert gezeigten „hochprofessionellen“ Leistungen unserer Schüler*innen und schlossen ihre Kritik über das Konzert der Lehrkräfte APRIL SCHERZO mit den Worten: „Fantastischer Abend“.
Eigentlich könnten wir, könnte ich rundweg zufrieden sein. Und doch bin ich es nur so halb. Als Lehrer und (bildungs-) politisch denkender Mensch sehne ich mich nach der einen entscheidenden Frage: „… wie macht ihr das?“
Wenn ich im Rahmen meiner Fortbildungsarbeit Lehrkräften oder Studierenden Konzertmitschnitte zeige, ernten diese durchweg Anerkennung, aber quasi nie die Frage „… wie macht ihr das?“. Wenn Andreas Hinterseher, Akkordeonist der Gruppe Quadro Nuevo, den „liebevollen und menschlichen Umgang“ der Musiker*innen der Band Vollgas Connected lobt und es „kaum fassen kann, wie gut sie sind“ dann ist das Balsam für unsere Seelen. Wenn Studierende des Würzburger Masterstudiengangs „Inklusive Musikpädagogik“ das Sozial-verhalten unseres Ensembles „Alle Neune“ beschreiben und als Fazit benennen,„Soziale Oberschicht“ erlebt zu haben und die Musiker*innen der Band als Menschen beschreiben, die durch ihr Verhalten „Vorbild und Modell dafür sind, wie Menschen miteinander umgehen sollten“, … dann fehlt mir auch hier die Frage „… wie macht ihr das?“.

Man möge es mir nachsehen, wenn ich in meinem letzten Weihnachtsbrief ungefragt feststelle: Das Fürther Modell ist weder Zufall noch Hexenwerk, sondern Ergebnis der Arbeit eines engagierten Teams von Menschen. Menschen, die im Trägerverein, in der Verwaltung oder tagtäglich im Unterrichtszimmer und darüber hinaus Verantwortung übernehmen. Menschen, die (s. o.) „Vorbild und Modell dafür sind, wie Menschen miteinander umgehen sollten“. Menschen, die die Gelingensbedingungen bestmöglich beachten, die die erkannten Tugenden der „Hingabe, der Leidenschaft und der Menschlichkeit“ hervortreten lassen und diese fördern. Menschen, die inklusive Unterrichts-prinzipien leben, die individuelles und gemeinsames Können sowie Sozialkompetenz (Menschlichkeit) entstehen lassen.
Manchmal reizt es mich, Begriffspaarungen zu trennen, neu zu kombinieren und so neue Perspektiven zu gewinnen: Teil-Haben können und Teil-Geben müssen, zum Beispiel. In unserer Musikschule erfahren wir, Schüler*innen, Lehrkräfte und Vereinsverantwortliche, dass Geben können – nicht müssen – der Antrieb ist, der unser Handeln begründet. Wir erfahren, dass Hingabe unser Menschsein erst bestimmt.
Der Lern- und Lebensraum Musikschule befähigt Menschen zur Teil-Gabe und ermöglicht die Erfahrung, dass dieses Verhalten einen nachhaltigen Mehrwert für alle schafft. Damit ertüchtigen wir Menschen, Verantwortung für ihr eigenes Leben, das Leben anderer, unsere regelbasierte Demokratie und für Frieden zu übernehmen.
Es gibt sicher viele Gründe, warum das Wort „kriegstüchtig“ aus seiner Schmuddelecke hervorgeholt wurde. Es gibt sicher viele Gründe dafür, dass wir aktuell teil-haben müssen an einer robusten Verteidigung unserer Werte.
Doch wird auch diese Zeit nationaler und individuell egoistischer Machtkämpfe vorübergehen. Spätestens dann sollten wir die Frage „wie macht ihr das?“ schlüssig und beispielgebend geklärt haben. Spätestens dann sollten wir wissen, wie „friedenstüchtig“ geht.
Wir, das Leitungsteam, die Lehrkräfte, die Mitarbeiter*innen und der Vorstand des gemeinnützigen Trägervereins der Musikschule, bedanken uns bei allen Menschen, die zuversichtlich mit uns Verantwortung für eine lebenswerte inklusive Welt für alle übernehmen und wünschen Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest 2025 und ein gesundes neues Jahr 2026.


Herzlich, Ihr
Robert Wagner

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